
Patenschaft bei Krebserkrankung: Geben, Erleben und gemeinsam Wachsen
14. August 2025
Liebe Anja, liebe Gia,
nun sind es schon über sechs Jahre – so lange ist es her, dass mein Bruder Jakob gestorben ist. Doch es bleibt so viel, so reiche Erinnerungen, wunderbare Erlebnisse und natürlich die Carl Jakob Haupt Organisation. In all der Zeit habe ich immer genau verfolgt, welche berührenden Geschichten, bewundernswerte Pat:innen, bewegende Wunscherfüllungen die Organisation hervorgebracht hat, und doch habe ich mich nie aufdrängen wollen, habe ganz bewusst Abstand gehalten, weil ihr alles rund um diese Organisation in einer Weise aufgebaut habt, die keiner Einmischung bedurfte.
Als ich aber im August letzten Jahres von einer Patientin aus meiner Nähe erfahren habe, war für mich direkt klar, dass es ein Zeichen von Jakob sein muss und dass ich gern meine Hilfe anbieten möchte. Die Art und Weise der Unterstützung war mir anfangs noch gar nicht bewusst und ich bin völlig unbedarft zum ersten Treffen gekommen, ohne mir auch nur im Ansatz Gedanken darüber zu machen, was mich erwarten könnte. Ich wusste nur, dass ich das unbedingt machen wollte, einem Menschen helfen, etwas von meiner Energie weitergeben, vielleicht auch ein bisschen im Namen meines Bruders.
Meine naive Herangehensweise an die Patenschaft hat jedoch nicht nur mir, sondern wahrscheinlich auch Nadine geholfen. Zumindest haben wir schnell gemerkt, dass es guttut, miteinander zu reden, dass meine Fragen und Kommentare vielleicht anders sind als von stärker involvierten Freunden oder Verwandten. So durfte ich in den letzten Monaten nicht nur eine wundervolle kleine Familie kennenlernen, sondern auch Einblick in ihren Alltag, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen bekommen. Unsere Spaziergänge waren und sind noch immer von großer Offenheit geprägt und haben auch mir persönlich geholfen, mit Jakobs Tod auf andere Art umgehen zu können. Insofern habe ich als Chemopate mindestens genauso viel von unseren Treffen mitnehmen können und die Begegnungen haben auch zu meiner eigenen Heilung beigetragen.
Wir treffen uns nun seit fast einem Jahr regelmäßig, gehen spazieren, tauschen uns aus und sprechen über so viel mehr als die Erkrankung. Daher bin ich euch, Nadine, Lukas und Felix, sehr dankbar, dass ihr mich in dieser schwierigen Zeit in euer Leben gelassen habt. Das erfordert Mut und Offenheit, aber ich glaube, es lohnt sich. Deshalb möchte ich andere Chemopatienten ermutigen, diesen Schritt zu wagen, und vor allem alle, die helfen möchten, dazu ermutigen, sich als Pat:in zur Verfügung zu stellen. Man kann dabei nichts falsch machen und in der Unterstützung anderer geht oftmals die eigene Seele auf und findet ihre Erfüllung. Vielen herzlichen Dank für diese wunderbare Möglichkeit, Anja und Gia! Jetzt ist später für immer…
Grüße aus Bochum
Fritz Haupt