Ein kleiner Wunsch
8. Dezember 2022
Liebe Lieben von Carl Jakob Haupt,
ich bin mit ganzem vollem Herzen Mama von 5 Kindern. Im Juli dieses Jahres habe ich die Diagnose Mammakarzinom bekommen, was mein Leben und das meiner Familie zwischenzeitlich auf den Kopf gestellt hat. Seitdem die Chemo läuft, bin ich im STARK-Modus und bin sehr optimistisch, dass ich durch die Zeit gut durchkomme und nach der OP und Bestrahlung ein neues „Leben“ danach beginnen kann. Obwohl ich sagen muss, dass mein Leben und vor allem meine Ansichten und Einstellungen sich seither schon verändert haben.
Während der Chemo habe ich tolle Frauen kennengelernt: zusammen sind wir die Spa-Girls der Tagesklinik Charté Mitte. Wir verabreden uns jeden Freitagvormittag und gehen gemeinsam den Chemoweg. Ganz lieb betreut werden von allen Schwestern, vor allem von Schwester Karina.
In einem emotionalen Moment bemerkte ich, dass ich keine Perücke trage, weil sie gerissen ist und viele Haare durch das Ziehen meiner Kinder daran bereits fehlen. Durch den alltäglichen Gebrauch haben meine künstlichen Haare viel durchzustehen. Vor allem mein 9 Monate altes Baby liebt es, die Haare in den Mund zu nehmen und zieht gerne daran. In der Öffentlichkeit sage ich dann auch mal „Aua“ und muss zartbitter schmunzeln, weil es nicht wehtut. Was aber wehtut sind die Blicke anderer. Ich fühle mich dann schuldig, dass ich meinen Kindern mein Schicksal antue. So geht es mir eigentlich nur, wenn ich die Blicke bekomme. Ansonsten bin ich eine Frohnatur und genieße jeden Augenblick glücklich, mitunter auch mal genervt, mit meinen Kindern und meinem Mann.
Jedenfalls in diesem Augenblick hatte Schwester Karina an unseren Infusionen gearbeitet und kam kurz danach mit Ihrem Flyer und meinte, ich darf mich mit einem lieben Gruß von ihr gerne an Sie wenden mit meinem Wunsch einer neuen Perücke.
Ich würde mich wirklich sehr über eine neue Perücke freuen. Meine Wimpern sind weg, meine Augenbrauen nur noch bleistiftdünn. Aber meine Haare sind das, was alle sehen und was mich schmerzt, wenn ich diese Blicke bekomme.
Ich möchte Ihnen schon jetzt danken für die Zeit, die Sie sich genommen haben, um meinen Brief zu lesen. Und ich danke Ihnen, wie meine Kinder gerne sagen, so viele mal, wie ein Baum Blätter tragen kann, wenn Sie mir meinen Wunsch erfüllen können.
Gerne zeige ich Ihnen noch meine allerliebste Familie. Sie sind diejenigen, die mich tragen und mich ertragen und die ich mit all meiner Kraft tragen möchte. Ich sage Ihnen, ich bin so dankbar für meine Kinder! Wir haben einen Tagestripp ans Meer in Ueckermünde gemacht. Seit der Diagnose leben wir jeden Tag mehr, stecken so viel Energie und Leben in jeden Tag. Ich lese abends nicht nur eine Geschichte, sondern mehrere zum Beispiel.
Mein Mammakarzinom wurde glücklicherweise im Frühstadium erkannt und ist gut heilbar und hat eine exzellente Prognose, aber sie hat mich wachgerüttelt, dass ich das Leben mehr meinen Kindern widme, mehr lebe, weniger arbeite.
Ich möchte anderen Menschen Mut machen und ich finde, dass eine Stiftung wie Ihre Unterstützung von allen Seiten bekommen sollte.
Vielen, vielen dank noch mal!
Viele schöne und herbstliche Grüße!